Seit über 80 Jahren Stadtteil: Ein Rheingönheimer Dialog zur Eingemeindung am 1. April 1938

Veröffentlicht am 24.01.2009 in Kommunales

An einem kalten Wintersamstag im Jahre 2009 treffen sich der Karl und der Emil mal wieder an einer Straßenecke im schönen Rheingönheim.

„Proscht Neijohr, Emil wo gehschd donn hii ?“ fragt der Karl. „Zum Metzger, mei Fraa will Ribbscher un Kraut mache, heit Middag, Dir a alles Guude im neie Johr un wo machschd Du hii?“ sagt Emil, worauf Karl erwidert „zum Stammdisch“ und schaut auf die Uhr, „abber es is jo noch e bissel früh un isch geh so im Ort spaziere, is doch en schäne Vorort vun Ludwigshafe wo wir do wohne....“ , worauf er von seinem Gegenüber unterbrochen wird: „Was heeßt do Vorort, wenn schunn, dann Stadtteil, un außerdem gibt’s die Stadt Ludwigshafe diss Johr erschd 150 Johr, Rhoigenem is abber schunn 1000 Johr älter, die Römer mit ihr´m Kaschtell net mitgereschend.“

„Jo, reg disch net so uff Emil“, meint darauf der Karl „du bischd anscheinend zuerschd emol Rhoigenemer un dann Ludwigshafener“. „Des stimmt schunn, Karl, abber des is nix gege die Stadt, nur is ma halt mit seinem Stadtteil, dem alde Dörfel stark verbunne un des geht net blos mir so. Gugg emol, die Eingemeindung is jo erschd 1938 gewese, un abgestimmt habbe die Rhoigenemer in denne Zeite net, ob se zur Stadt wolle odder net.“

„Ja un war des jetzt gut oder net, dass des klääne Rhoigenem zum große Ludwigshafe dezukumme is?“ entgegnet ihm der Karl, der im Moment gar nicht mehr an seinen Rieslingschore am Stammtisch denkt.

Verlassen wir nun die beiden Freunde, hoffen, dass Emils Frau nicht umsonst auf ihr Kasseler wartet und werfen noch einen Blick über das romantisch verschneite Rheingönheim zu Beginn des Jahres 2009. Solche Gespräche, wie das eben gehörte, gibt es sicher immer mal wieder und die Frage, ob man zuerst mal Rheingönheimer und dann erst Ludwigshafener ist, stellt sich vielleicht auch und wenn es nur beim Sport oder in der Fastnacht ist.

In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in den Dorfstraßen und an den Stammtischen Rheingönheims sicher intensiver diskutiert und gefragt, ob eine Eingemeindung von Vorteil oder von Nachteil für Rheingönheim sei.

Die damals noch von der Landwirtschaft geprägte Gemeinde wurde bereits von einer beträchtlichen Anzahl von Arbeitern bewohnt, die in den Industrien der Stadt Arbeit fanden. Auch auf der Rheingönheimer Gemarkung hatten sich bereits einige Industriebetriebe, beispielsweise Woellner oder Giulini, angesiedelt und die Straßenbahn fuhr seit 1913 in die Innenstadt, sodass eine Verstädterung schon Realität war. Die ca. 5500 Einwohner starke Gemeinde hatte aber vor allem eines zu bieten: Land.

Das hatte die blitzartig gewachsene Stadt auch nötig, denn im Norden waren der neue Stadtteil Gartenstadt und das bereits 1899 eingemeindete Mundenheim recht nah an die Gemarkungsgrenzen herangerückt. Den Rheingönheimern blieb letztendlich keine Wahl und sie arrangierten sich mit dem Verlust der Selbstständigkeit mit allen Vor- und Nachteilen, den an diesem 1. April 1938 auch Maudach, Oggersheim und Oppau zu akzeptieren hatten.

Achtzig Jahre später wäre eine selbstständige Gemeinde Rheingönheim sicher nur noch für Nostalgiker ernsthaft vorstellbar, aber dass man Ludwigshafener und Rheingönheimer sein kann, wenn man das will, ist eine schöne Gewissheit.

Autor: Michael Böckler

 

Aktuelle Beiträge

Teilen

Facebook

 

Instagram

Folge uns auf Instagram auf
https://www.instagram.com/spd_rheingoenheim/